Ausgebremst

Die Firmen im Freistaat stecken fest. Wie stark sie unter Bedrohungen wie Arbeitskräftemangel und hohen Energiepreisen leiden, zeigt die BIHK-Konjunkturumfrage.
Von Monika Hofmann, IHK-Magazin 07-08/2023
Die bayerische Wirtschaft steckt fest. Die Geschäftslage der bayerischen Firmen verschlechtert sich leicht. Die Unternehmen starten mit gedämpfter Stimmung ins Frühjahr, wie der BIHK-Konjunkturindex zeigt. Im Vergleich zum Jahresbeginn tritt der Index fast auf der Stelle und liegt mit 113 Punkten nahe am langjährigen Durchschnitt. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) unter 3.400 Unternehmen.
Zwar verlieren Energiepreise und Beschaffungssorgen an Dramatik. Doch fehlendes Personal, steigende Kosten und die schwache Nachfrage belasten die Unternehmen. „Eine Frühjahrsbelebung sieht anders aus“, sagt BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Die Unternehmen würden durch die geopolitischen Konflikte und immer neue Vorschriften aus Brüssel und Berlin ausgebremst. „Statt Erholungspfad lautet das Programm Hindernisparcours“, so Gößl.
Die Unternehmen hätten nicht nur mit der hohen Inflation, der Zinsentwicklung und den steigenden Arbeitskosten zu kämpfen, die Investitionen und Nachfrage dämpfen. Sie würden auch massiv behindert von vielen wirtschaftspolitischen Stolpersteinen, vor allem in der Energiepolitik, sowie von zunehmender Bürokratie und Regulatorik.
Nur Tourismusbranche im Aufwind
Wegen der mauen Stimmung fehlt es an Impulsen bei den Inlandsinvestitionen. Genauso gibt es bei der Beschäftigung angesichts des Arbeitskräftemangels keinen Auftrieb.
Betrachtet man die einzelnen Branchen, ragt allein der Tourismus positiv heraus. Hier hat sich nicht nur die aktuelle Lage verbessert. Auch die Erwartungen an die zukünftige Geschäftsentwicklung sind bei Hotels, Gaststätten und Freizeitunternehmen gut. Ganz anders sieht es hingegen im Baugewerbe aus: Die Auftragslage in der Branche ist schlecht, die Perspektive düster.
Fachkräftemangel als größtes Problem
Größtes Geschäftsrisiko für die bayerischen Unternehmen bleibt der Mangel an Arbeitskräften. Ihn sehen 64 Prozent der Betriebe als Belastung. An zweiter Stelle stehen die Energie- und Rohstoffpreise (58 Prozent), gefolgt von steigenden Arbeitskosten (53 Prozent) sowie der sinkenden Inlandsnachfrage (51 Prozent).
Sorge um schleichende Deindustrialisierung
Mit Blick auf die Landtagswahl zeigen sich klare Prioritäten: 64 Prozent der Unternehmen fordern eine bessere Energiepolitik, 63 Prozent mehr Unterstützung bei der Arbeitskräftesicherung und 54 Prozent weniger Bürokratie und eine bessere Verwaltung. „Ohne konkrete Fortschritte bei diesen Punkten wird das Wachstum sehr schwach bleiben. Die Neigung zu Investitionen im Ausland statt im Inland wird zunehmen, die schleichende Deindustrialisierung fortschreiten“, befürchtet BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz.
IHK-Info: Konjunkturumfrage Frühjahr 2023
Hier die vollständigen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage vom Mai 2023.