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Mehr stehen als fahren – Verkehr in München

Die Allianz „Mobile Zukunft München“ will die Verkehrslage im Großraum München nachhaltig verbessern: Erste Lösungen sollen zur IAA Mobility im September 2023 präsentiert werden.

Von Eva Elisabeth Ernst, IHK-Magazin 04/2023

Wer in München mit dem Auto unterwegs ist, weiß, was Warten bedeutet: 74 Stunden stand jeder Autofahrer dort 2022 durchschnittlich im Stau. Damit ist München Deutschlands Stauhauptstadt. Es folgen Berlin (71 Stunden) und Hamburg (56 Stunden), ergab eine aktuelle Studie des US-Verkehrsdatenspezialisten Inrix.

Wenn es nach der „Mobile Zukunft München – Strategische Allianz für Mobilität & Logistik im Großraum München" (MZM) geht, soll sich das ändern – und zwar zügig: „Wir wollen in den Bereichen Mobilität und Logistik spürbare Verbesserungen für Verkehrsteilnehmer, Anwohner und Wirtschaft erreichen", sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), der im ersten Jahr Sprecher der Allianz ist.

Wirtschaft als Schlüsselpartner der MZM

Die MZM wurde im November 2022 gegründet und wird von einem breiten Teilnehmerkreis aus Politik, Wirtschaft und der öffentlichen Hand getragen (Kasten unten). In der Allianz sollen, so der Bayerische Verkehrsminister, „dicke Bretter" gebohrt werden, die Zusammenarbeit sei daher auf mehrere Jahre angelegt. „Dabei ist es ganz wichtig, die Wirtschaft mit im Boot zu haben. Sie kann uns nicht nur sagen, wo Verbesserungen, zum Beispiel im Bereich der Logistik, notwendig sind, sondern auch einen großen Teil zur Lösung beitragen."

Erste Lösungsvorschläge zur IAA geplant

Bis zur IAA Mobility im September 2023 sollen erste Pilotprojekte entwickelt und deren Ergebnisse dort präsentiert werden. „Das ist ein ehrgeiziger Zeitplan", räumt Bernreiter ein. „Aber wir arbeiten gut zusammen und wollen gemeinsam die bestmöglichen Ergebnisse erreichen." Peter Kammerer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, sieht in der Allianz große Chancen für eine zukunftsfähige, nachhaltige Mobilität in der Region München. „Denn nur gemeinsam können wir die Herausforderungen in diesem Bereich erfolgreich bewältigen und uns mit Innovationen krisenfest aufstellen", betont er.

Auch der MZM-Partner BMW ist überzeugt, dass der Wandel ein Prozess ist, an dem alle Akteure beteiligt sein müssen: Kommunen, Behörden und Wissenschaft, Verkehrsanbieter, Verkehrsplaner und Fahrzeughersteller.

Mobiliätsstrategie für den Großraum München

Die Allianz MZM will in den kommenden drei Jahren einen Entwurf einer gemeinsamen Gesamtmobilitätsstrategie für den Großraum München erarbeiten, in den bereits vorliegende Teilzielstrategien, wie etwa die ÖPNV-/Logistik-/Radverkehrsstrategie sowie die Mobilitätsstrategie 2035 der Landeshauptstadt, einbezogen werden.

Darüber hinaus geht es aber auch darum, Problemfelder der Zusammenarbeit zwischen Freistaat und Kommunen sowie der Kommunen untereinander zu identifizieren und konkrete Lösungswege aufzuzeigen. Und schließlich sollen gemeinsam konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Mobilitätsangebote für die Menschen, aber auch für den Wirtschaftsverkehr umgesetzt werden.

Umland besser anbinden

Bisher wurden 10 Teilprojekte definiert. Eines davon ist zum Beispiel die Verbesserung der multimodalen Stadt-Umland-Anbindung. Sie soll dazu beitragen, die Zahl der Pkw-Ein- und -Auspendler in der Stadt und der Region München zu reduzieren.

Am Beispiel des MVG-Haltepunkts Grafing-Bahnhof soll demonstriert werden, wie S-Bahnhöfe als Umstiegsorte in den ÖPNV attraktiver gestaltet werden können. Vorgesehen sind unter anderem ein größeres Bike-, Scooter- und Carsharing-Angebot, mehr Fahrradstellplätze sowie Ladeplätze für Elektroautos. Auch die Park-and-Ride-Angebote sollen ausgebaut werden.

Optimierte Lade- und Lieferzonen

Beim Reallabor Urbane Logistik, einem MZM-Projekt unter Federführung von Landeshauptstadt und IHK, geht es darum, Emissionen zu reduzieren und sowohl die Standortattraktivität als auch die Versorgungssicherheit zu optimieren.

„Wir gehen derzeit verschiedene konkrete Projekte an", sagt Georg Dunkel, Mobilitätsreferent der Landeshauptstadt München. So werden etwa Flächen in Parkhäusern für integrierte Logistikhubs oder die Fahrzeuge von Handwerkern und Dienstleistungsunternehmen aktiviert.

„Außerdem optimieren wir Lade- und Lieferzonen für den Wirtschaftsverkehr und arbeiten an einem digitalen Logistikflächen-Marktplatz, auf dem Anbieter von Logistikflächen mit interessierten Unternehmen zusammengebracht werden." Hier kooperiert die Allianz mit dem Start-up Shquared GmbH aus München.

Lastenräder und Paketboxen

Auch ein Netzwerk von Radlogistik-Hubs, an denen per Lkw angelieferte Sendungen umgeladen und für den Transport zu den Empfängern im Stadtteil auf Lastenfahrräder verteilt werden, ist in Planung.

Ein weiteres Projekt ist die sogenannte München Box: Dabei handelt es sich um anbieteroffene Paketboxen, an denen Privatkunden und Unternehmer ihre Warensendungen abholen können.

„Zur IAA möchten wir möglichst in Altstadtnähe Pilotprojekte von Logistik-Hubs in einem Parkhaus zeigen", sagt der Mobilitätsreferent. Der Pilotbetrieb des Logistikflächen-Marktplatzes soll ebenfalls bis dahin laufen, um dort erste Vermittlungserfolge demonstrieren zu können. Am Viehhof soll ein Radlogistik-Hub in Betrieb sein – mit ganz neuen Geschäftsmodellen, die sogar Palettenlieferungen erlauben.    

IHK-Service: Partner der Allianz „Mobile Zukunft München“

Das Netzwerk „Mobile Zukunft München – Strategische Allianz für Mobilität & Logistik“ ist eine Kooperation aus Wirtschaft und öffentlicher Hand. Partner sind:

  • Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
  • Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie
  • Bayerisches Staatsministerium für Inneres, Sport und Integration
  • BMW AG
  • Deutsche Bahn AG
  • IHK für München und Oberbayern
  • Landeshauptstadt München
  • Landratsämter Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Miesbach, München, Starnberg und Weilheim-Schongau
  • MAN Truck & Bus SE
  • Münchner Verkehrsverbund (MVV)
  • Siemens AG
  • TUM Technische Universität München

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