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Die Schlüter-Schlepper

Bayerisches Wirtschaftsarchiv ©
Mit 15 PS im Einsatz – Dieselschlepper auf Gut Schlüterhof, 1938

Die Traktoren von Schlüter sind ein Stück Industriegeschichte des Freistaats. Das Bayerische Wirtschaftsarchiv lässt sie wieder lebendig werden.

Von Eva Moser, IHK-Magazin 05-06/2023

Der Name lässt noch heute Herzen höherschlagen: Schlüter! Die Traktoren und Motoren aus der Freisinger Kultfabrik sind legendär. Den Grundstein für die Erfolgsmarke legte vor 125 Jahren der gebürtige Westfale Anton Schlüter. Der gelernte Schlosser kam auf seiner Walz nach Freising, fand dort Arbeit und heiratete.

Der Sprung in die Selbstständigkeit erwies sich zunächst als Fehlstart. In Köln organisierte er den Aufbau eines Mörtelwerks für einen Brückenbaubetrieb, der jedoch pleiteging. Zurück in Bayern, hatte er mehr Erfolg. Schlüter eröffnete in München-Haidhausen eine kleine mechanische Werkstatt, aus der später eine der bekanntesten Traktorenfabriken Deutschlands hervorgehen sollte.

Rasantes Wachstum in Freising

Bald nach dem Start nahm Schlüter den Motorenbau auf und beschäftigte 1914 bereits 600 Mitarbeiter. Der Unternehmer mit Weitblick hatte schon 1912 in Freising einen Bauernhof erworben, den er zu einem Versuchsgut ausbaute. Ab 1915 errichtete er in der Bischofsstadt eine weitere Fabrik, die in der Folge das Hauptwerk wurde.

Bau von Großschleppern nach amerikanischem Vorbild

Bewusst hatte sich Schlüter für eine künstlerische Gestaltung der Anlagen und gegen einen „starren Fabrikstil“ entschieden. 1937 lief dort die Produktion von Ackerschleppern an. Schon 1950 exportierten die Schlüterwerke in 29 Länder. Der Enkel des Firmengründers, Anton Schlüter III., setzte nach amerikanischem Vorbild auf den Bau von Großschleppern von 50 bis 500 PS.

Er rief auch die sogenannten Schlütertage auf dem Schlüterhof ins Leben. Sie waren über Jahrzehnte hinweg die größte landwirtschaftliche Informationstagung mit Großvorführung und zogen bis zu 30.000 Besucher an.

Bis heute bundesweite Fanclubs

Die Absatzkrise in der Schlepperindustrie machte jedoch auch vor dem Unternehmen Schlüter nicht halt. Vor 30 Jahren übernahm die LandTechnik AG Schönebeck bei Magdeburg für einige Jahre die Produktion, im Freisinger Werk gingen die Lichter aus. Heute halten zahlreiche Fanclubs deutschlandweit die Erinnerung an die „bärenstarken“ Traktoren aus Freising am Leben.   

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