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»Wir machen Campen smarter«

Marion Vogel ©
E-Mobilität als größte Herausforderung – Alexander Wottrich, Chef der Truma Group

Mit einer Umgestaltung des Unternehmens und der Gründung der Truma Group hat CEO Alexander Wottrich mit seinem Team die Weichen gestellt: Der Zubehörspezialist für Caravaning kann sich weiterentwickeln.

HARRIET AUSTEN, Ausgabe 09/2022

Alexander Wottrich sieht gut erholt aus. Er kommt gerade von einer Südafrikareise, die er – wie soll es anders sein – in einem Pick-up mit Wohnkabine unternommen hat. »Eine tolle Urlaubsform«, schwärmt er, »das sind Erinnerungen, die bleiben.«

Absatz boomt

Wenn der Chef Ferien im Wohnmobil macht, ist das die beste Werbung für seine Firma. Die Truma Group GmbH & Co. KG aus Putzbrunn entwickelt und produziert Komfortprodukte für Freizeitfahrzeuge. Der Absatz boomt. Das Interesse am Camping wächst seit Jahren und lag vor allem während der Pandemie voll im Trend.

Übernahme »ohne Druck«

Wottrich lenkt das 1949 von Großvater Philipp Kreis gegründete Unternehmen seit 2018. Vorbild und Mentorin des 39-Jährigen ist seine Mutter Renate Schimmer-Wottrich. Ihr Wertebewusstsein, ihr partizipativer Führungsstil und ihr respektvoller Umgang mit den Mitarbeitern prägen ihn bis heute. Ihrem Wunsch zufolge sollte er die Firma übernehmen, »aber ohne Druck«, wie er sagt.

Eigentlich strebte Wottrich eine Sportlerkarriere an, studierte dann aber Maschinenbau, um sich die Option offenzuhalten, doch in den Familienbetrieb einsteigen zu können. Erste Berufserfahrungen sammelte er bei der Hilti AG in Schaan/Liechtenstein, »ein tolles Unternehmen, bei dem ich viel gelernt habe«. Ihn beeindruckte, wie dort Kommunikation, Projektmanagement, Führung und weltweite Platzierung einer starken Marke gelingen.

»Immer authentisch bleiben«

Den Ausschlag, von Liechtenstein nach Oberbayern umzuziehen, gab ein berufsbegleitender Master in Familienunternehmertum in Friedrichshafen. Dort diskutierte er mit Firmennachfolgern unternehmerische Themen, die ihn nicht mehr losließen. Wottrich entschied, »diesen Fragen im eigenen Unternehmen nachzugehen«, und stieg 2015 bei der Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG ein. Eine schwierige Zeit mit internen Widerständen, aber auch eine wertvolle Lehrzeit, nach der er sich vornahm, »immer authentisch zu bleiben«.

Parallel dazu gründete er das Digitalunternehmen Camparound, das inzwischen in die Group integriert wurde. Bei Truma Gerätetechnik übernahm Wottrich 2018 die operative und technische Geschäftsführung und konnte mit einem jungen Führungsteam die Umsetzung seiner ehrgeizigen Visionen anpacken.

Trend zum E-Camper

Aktuell geht es vor allem um Internationalisierung und um die Transformation hin zur E-Mobilität. Truma ist Zulieferer für die Caravanindustrie weltweit und will vor allem in Kanada und in den USA wachsen. Den massiven Technologiewandel bezeichnet Wottrich sogar als »die größte Herausforderung seit der Gründung, die gleichzeitig mit viel Unsicherheit verbunden ist«. Zugleich zeigt er sich zuversichtlich, dass das Unternehmen den Trend zum E-Camper stemmen kann: Die passenden Systeme werden wie viele Innovationen im Haus entwickelt.

Mit iNet X System zum Systemanbieter

Truma gilt als Vorreiter für technische Branchenlösungen. So hat es sich in der Digitalisierung erfolgreich vom Produkt- zum Systemanbieter entwickelt. »Mit dem iNet X System können wir Produkte vernetzen und Plattformen anbieten«, so Wottrich. Damit ließe sich Campen smarter und komfortabler machen und auch die Kundennähe noch mehr stärken.

2021 Umbau zur Truma Group

Wottrich merkte schnell, dass sich solche Veränderungen in einer komplexeren und chaotischen Welt schwer unter einem Dach und unter der gleichen Führung bewältigen lassen, »sondern anderer Prozesse und Methoden bedürfen als bisher«. Deshalb baute er das Unternehmen um, gründete 2021 die Truma Group und entwickelte mit seinem Team eine neue, auf fünf Jahre ausgelegte Strategie zur Zukunftssicherung.

So haben etwa alle Firmen der Gruppe jetzt klare Aufgaben, die sie unabhängig voneinander bearbeiten können. Für den Unternehmer bedeutete die Entkopplung der einzelnen Bereiche eine große Erleichterung: »Ich fühle mich jetzt viel freier und ruhiger.«

»New Work« als Herzensthema

Apropos: Sein großes Herzensthema ist »die Art und Weise, wie wir arbeiten und führen«. Er möchte am liebsten jedem Mitarbeiter Wohlfühlatmosphäre und ein erfülltes Leben ermöglichen. Dabei orientiert er sich an den Ideen von New Work. Gemeinsam mit der Vitra AG ließ Wottrich die Informationsflüsse analysieren und sämtliche Räume so gestalten, dass sie flache Hierarchien, Transparenz und Flexibilität abbilden.

Feste Arbeitsplätze gibt es nicht, auch nicht im Top-Management. Wottrich formulierte Führungsprinzipien, die Mitarbeiter befähigen und mündig machen sollen, Eigeninitiative zu entfalten. »Wir setzen hohe Maßstäbe an die Qualität von Führungskräften«, sagt er – und bezieht sich da selbst mit ein.

Zur Person: Alexander Wottrich

Alexander Wottrich, Jahrgang 1983, studierte Maschinenbau und Industriedesign in München. Den Master in Familienunternehmertum machte er berufsbegleitend. 2015 trat er als Enkel in das Familienunternehmen Truma Gerätetechnik GmbH & Co. KG in Putzbrunn ein. 2018 übernahm er die operative und technische Geschäftsführung, seit 2021 ist er CEO der neu gegründeten Truma Group. Das Unternehmen beschäftigt 1.000 Mitarbeiter und gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Komfortprodukten für Wohnwagen und Reisemobile.

 

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