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Ich bin eher Unternehmer als Geschäftsmann

Marion Vogel ©
Setzt konsequent auf Qualität – Erich Prinz von Lobkowicz, Geschäftsführer der Schlossbrauerei Maxlrain

Dem umsichtigen Wirtschaften von Erich Prinz von Lobkowicz ist es zu verdanken, dass die private Schlossbrauerei Maxlrain im hart umkämpften Biermarkt eine Wachstumsnische gefunden hat.

Harriet Austen, Ausgabe 03/2020

Als studierter Philosoph und Historiker ist Erich Prinz von Lobkowicz in Maxlrain ganz in seinem Element. Begeistert spürt er dem wechselvollen Schicksal des Renaissanceschlosses nach, das 1580 in seiner heutigen Gestalt errichtet wurde – »zu Stein gewordene Geschichte«, wie er im Vorwort seines Bildbands »Maxlrain« schreibt. Der Stammbaum der Maxlrainer geht sogar bis ins neunte Jahrhundert zurück. Auch darüber hat der 64-Jährige gerade ein reich bebildertes Buch veröffentlicht. Hier zeigt sich seine Liebe zu lebendiger Tradition. »Das macht mir eine Riesenfreude«, sagt der Schlossherr mit leuchtenden Augen. Mit seinen Buchprojekten verbindet er ein weiteres Ziel: Werbung zu machen für die Biere der Schlossbrauerei Maxlrain GmbH&Co.KG. Schließlich ist es Lobkowicz’ Engagement zu verdanken, dass der Betrieb ab 1985 saniert wurde, sich wirtschaftlich erholte und heute vielfach ausgezeichnete und auch im Ausland begehrte Biere produziert. Eigentlich strebte Lobkowicz eine Universitätskarriere wie sein Vater an, der Philosophieprofessor und Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität war. »Bei uns zu Hause wurde unentwegt diskutiert«, erinnert sich Lobkowicz. Dadurch wuchs sein Interesse an Philosophie und Geschichte, was er gegen den Willen des Vaters (dem wäre etwas »Nützliches« lieber gewesen) auch studierte.

Doch dann kam alles ganz anders. Nach seiner Promotion heiratete Lobkowicz 1982 Christina Gräfin von Hohenthal und Bergen, deren Familie Schloss und Brauerei Maxlrain besaß. Als Lobkowicz das erste Mal in die Gegend kam, war er beeindruckt von der idyllischen Landschaft und dem altehrwürdigen Anwesen im Dornröschenschlaf. Das Schloss jedoch war nur außen aufgefrischt, die Brauerei machte einen recht heruntergekommenen Eindruck. Die Familie beschloss, nach Maxlrain zu ziehen. Ein kostspieliges Unterfangen, gesteht Lobkowicz. »Ich bin eher Unternehmer als Geschäftsmann«, sagt er, »denn ein kühl rechnender Geschäftsmann hätte sich kaum auf die Sanierung einer kleinen Heimatbrauerei eingelassen.« Freunde hätten ihn gewarnt: »Mach das bloß nicht, die Zukunft gehört den großen Brauereien und den Japanern.«

Höhere Preise als Ausgleich

Lobkowicz ließ sich nicht beirren. Er suchte fähige Mitarbeiter (»es gibt immer jemanden, der es besser kann als ich«) und brachte die Brauerei auf neuesten Stand. Die besondere Qualität des Bieres war dabei das größte Ziel. In handwerklichen Prozessen, mit ausgewählten Zutaten, ohne Hilfsmittel und mit längerer Lagerung als üblich werden in Maxlrain 16 verschiedene Sorten Qualitätsbiere gebraut, die seit Einführung des Bundesehrenpreises des Landwirtschaftsministers stets die begehrte Auszeichnung erhalten haben. Der Unternehmer nimmt dafür höhere Produktionskosten in Kauf. Für Ausgleich sorgen höhere Preise für das Endprodukt und der Verzicht auf Werbung. Dafür hat sich Lobkowicz etwas anderes ausgedacht: Er will vielen Menschen »ein wunderbares Maxlrain-Erlebnis« präsentieren und dadurch bekannt werden. Konkret stellt er Bräustüberl, Biergarten und Schlosspark pro Jahr für mehr als 50 gut besuchte Veranstaltungen wie Ausstellungen, Oldtimer-Rallyes, Ritterspiele oder Märkte zur Verfügung. »Der Ort Maxlrain mit seinen Wirtschaften, Biergärten und den vielen Festen ist für unseren Erfolg entscheidend«, sagt Lobkowicz, dessen erstes Ziel weder starkes Wachstum noch hohe Gewinne, sondern Qualität ist – »der Rest folgt von selbst«, glaubt er und ergänzt: »Seit 2005 läuft es rund.«

Auch international hat die Schlossbrauerei Fuß gefasst. 20 Prozent der Produktion gehen in den Export, etwa nach Italien, Russland und China. »Wir haben von unseren ausländischen Kunden viel gelernt«, sagt der Geschäftsführer und erzählt, wie zum Beispiel die Frage von Südtiroler Abnehmern nach der Herkunft der Rohstoffe sein Denken veränderte. Seitdem knüpft er enge Partnerschaften mit den Hopfenbauern, begleitet deren Produktionsprozesse und kommuniziert offen, woher die Zutaten für seine Biersorten kommen.
Lobkowicz, der aus dem katholischen böhmischen Hochadel stammt, investiert seine Zeit nicht nur in die Herstellung süffiger Biere. Seine Leidenschaft gilt den Maltesern, deren Leitsatz »Hilfe den Bedürftigen und Wahrung des Glaubens« er seit 1989 in verschiedenen Aufgaben dient. Das karitative Engagement im Orden bildet einen langfristigen Schwerpunkt seiner Arbeit, sagt der Prinz, der in Kürze seinen 65. Geburtstag feiert. Und die Brauerei? »Für Maxlrain werden wir in der Familie gewiss einen guten Nachfolger finden.« Immerhin hat das Ehepaar Lobkowicz sechs Kinder.
 

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