Unternehmen

Vorbildlicher Einsatz

Twostay UG ©
Verwandeln leer stehende Restaurants oder Bars in Coworking-Spaces – Gründerinnen Cecilia Chiolerio (r.) und Dorothea Haider

Der Preis »Münchens ausgezeichnete Unternehmen« prämiert Firmen, die sich beispielhaft für eine lebendige und lebenswerte Stadt einsetzen. Mehr zu den Preisträgern 2020 und ihren Initiativen.

Harriet Austen, Ausgabe 04/2021

Mit dem Preis »Münchens ausgezeichnete Unternehmen« ehrt die Landeshauptstadt München jährlich Firmen für vorbildliches Engagement. Bewerben kann sich jedes Unternehmen – unabhängig von Branche und Sektor –, das im vergangenen Jahr einen gesellschaftlichen Beitrag für das Stadtgebiet München zum Beispiel in den Bereichen Bildung, Armut, Umwelt, Gesundheit, Migration oder soziale Benachteiligung geleistet hat. In der
Jury ist auch die IHK für München und Oberbayern vertreten.

Die Bewerbung für die nächste Auszeichnungsrunde ist voraussichtlich ab Mitte April 2021 möglich. Weitere Infos und Bewerbungsunterlagen unter »Münchens ausgezeichnete Unternehmen«

Die Gewinner 2020:
Kategorie Kleinstunternehmen: Twostay – Kostenlose Arbeitsplätze

»Es gibt kaum Platz für Freelancer«, wissen Cecilia Chiolerio und Dorothea Haider aus eigener Erfahrung. Deshalb beschlossen sie, 40 Freelancern – also Selbstständigen, die als freie Mitarbeiter für Unternehmen tätig sind – einen kostenlosen Arbeitsplatz in München zur Verfügung zu stellen, bis sie sich ein eigenes Büro leisten können. Die beiden Gründerinnen der Twostay UG, eines Anbieters von Coworking-Spaces, nutzen für ihr gesellschaftliches Engagement ihr eigenes Geschäftsmodell: Sie verwandeln tagsüber leer stehende Räume in Restaurants oder Bars in kostengünstige Coworking-Spaces. Die Idee kommt gut an; inzwischen hat das Unternehmen bereits Partner in sieben weiteren Städten gefunden. Durch eine Sondergenehmigung können Selbstständige, Start-ups oder Firmenmitarbeiter im Homeoffice auch in Coronazeiten in den Gastrobetrieben ihre Laptops aufstellen.

Die 40 ausgewählten Freelancer sind in München derzeit auf drei Locations verteilt. »Das sind oft Menschen, die alleine wohnen, keine Kollegen haben und sich einen teuren Coworking-Space nicht leisten wollen«, sagt Haider. Im Gegenzug brächten sie kreative Ideen mit und bereicherten die Community. Die Dankbarkeit sei riesig, »und sie erzählen allen von uns, das ist ein willkommener Nebeneffekt«, freut sich die Jungunternehmerin.

Kategorie Kleine Unternehmen: Bregal Unternehmerkapital – Hilfe für Kinder und Jugendliche

Als die Bregal Unternehmerkapital GmbH 2015 in München gegründet wurde, suchte der Familieninvestor sofort nach einem sozialen Projekt, für das er sich nachhaltig und längerfristig mit Geld- und Zeitspenden engagieren kann. Mit Dein München e.V. fand er den richtigen strategischen Partner.

»Uns sind die Aspekte Bildung und Jugendliche wichtig«, sagt Laurent Müller, der bei Bregal für die Durchführung des Sozialprojekts zuständig ist. Der Verein setzt sich mit verschiedenen Trainings und Förderprogrammen für faire Startbedingungen von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein. Anfangs übten die Bregal-Mitarbeiter mit den jungen Menschen, wie man Lebensläufe und Bewerbungen schreibt oder seine Chancen erkennt. »Wir wollten aber noch ein zusätzliches Vorhaben ins Leben rufen«, sagt Müller. Gemeinsam mit Dein München e.V. entwickelte die Firma ein Jugendbotschafter-Projekt.

Die Jugendbotschafter sollen Vorbild, Motivator und Mutmacher sein und in Mittelschulen für die Bildungs- und Qualifizierungsangebote des Vereins werben. Dafür werden sie von Bregal-Mitarbeitern in eigens konzipierten Workshops und Coaching-Sessions geschult. »Für uns ist das soziale Engagement eine große Inspirationsquelle. Wir brauchen vielseitige Leute«, so Müller.

Kategorie Mittlere Unternehmen: Circus Krone – Besondere Vorstellungen

Über den Preis habe sie sich sehr gefreut, sagt Jana Mandana Lacey-Krone, »wir sind ein Münchner Urgestein und schätzen es sehr, wenn die Stadt das anerkennt«. Ihrer Heimatstadt etwas zurückzugeben,- sei eine langjährige Tradition der Familie Krone. »Wir wurden so erzogen, da wurde nicht lange darüber geredet«, erklärt die Geschäftsführerin der Circus Krone GmbH & Betriebs-KG. Sie trifft sich jedes Jahr mit dem Oberbürgermeister und händigt ihm 12.000 Sozialkarten aus – für Waisenkinder, Menschen mit Behinderungen, Rentner, Bedürftige, die sich eine Zirkusvorstellung nicht leisten könnten.

»Der Circus als Theater des Volkes muss ein positiver Ort für alle sein«, ergänzt Circus-Krone-Pressechef Frank Keller. Für das Unternehmen bedeuten die Sondervorstellungen einen erheblichen finanziellen und organisatorischen Aufwand. Dennoch machen alle Artisten und Mitarbeiter gern mit und geben genauso wie in regulären Vorstellungen ihr Bestes. »Für uns sind das sehr schöne Momente, die Begeisterung bei den kleinen und großen Besuchern zu spüren, die oft schlimme Schicksale haben«, meint Lacey-Krone.

Kategorie Große Unternehmen: Sky Deutschland – Zeit für soziales Engagement

Beim Fernsehsender Sky Deutschland GmbH darf jeder Mitarbeiter jedes Jahr zwei Arbeitstage freinehmen, um sich in verschiedenen Projekten sozial oder für die Umwelt zu engagieren. Das interne Volunteering-Programm SkyCares startete im Frühjahr 2019 mit einer Pilotphase und wurde im Herbst 2019 komplett professionalisiert.
»Bisher wurden alle Anmeldungen zu den einzelnen Events manuell bearbeitet«, sagt Alexandra Coffey, Director CSR bei Sky.

Jetzt sorgt eine übersichtliche Website für schnelles und einfaches Agieren. Die Mitarbeiter können sich ein passendes Sozialprojekt aussuchen und sich dafür anmelden oder sich mit ihren Fähigkeiten registrieren, »damit wir bei Bedarf einen Pool von Freiwilligen haben«, so Coffey. In der Coronazeit ist jetzt noch eine dritte Variante dazugekommen: Wenn jemand zum Beispiel Einkäufe für Senioren erledigt hat, kann er dieses private Engagement registrieren und sich anrechnen lassen.

Wegen der Pandemie musste die CSR-Abteilung auch das Programm anpassen und entsprechend reduzieren. »Events wie die Special Olympics Anfang März 2020 in Berchtesgaden waren gerade noch durchführbar, aber alle anderen geplanten Einsätze mit Kontakt zu Menschen wurden aus Rücksicht auf Risikopatienten abgesagt«, erklärt die CSR-Managerin. Möglich sind derzeit nur noch Umwelt und Naturschutzprojekte, virtuelle Bewerbungscoachings für junge Migranten oder Marketing-Workshops für soziale Organisationen.

Ein strategischer Partner von SkyCares ist beispielsweise die Stiftung Gute-Tat, bei deren Außenprojekten sich bereits 160 Mitarbeiter von Sky Deutschland engagiert haben. Die Beteiligung sei ein Gewinn und eine wertvolle Erfahrung für alle, findet CSR-Managerin Coffey: »Sie kommen mit Menschen zusammen, denen sie sonst nicht begegnet wären, und führen Aufgaben durch, die nicht zu ihrem Alltag gehören.«

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