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AzubiCard – bringt Firmen junge Kunden

Das Prinzip funktioniert auch in der Coronakrise: Mit der AzubiCard können Unternehmen Auszubildenden Vergünstigungen anbieten und so die junge Zielgruppe ohne Streuverluste ansprechen. 

Sabine Hölper, Ausgabe 03/21

In normalen Zeiten, wenn auf sieben Etagen Einheimische und Touristen Mode, Musik oder Mandelgebäck kaufen, dann brummt es bei Ludwig Beck in München. Das Kaufhaus direkt im Herzen der Landeshauptstadt hat viele etwas ältere Kunden. Um zusätzlich mehr junge Leute anzuziehen, beteiligt sich das »Kaufhaus der Sinne« seit September 2019 am Projekt AzubiCard. Zehn Prozent Rabatt gewährt der Einzelhändler den Karteninhabern auf fast alle Sortimente. Vor allem die Abteilung für junge Mode, »Apartment.4«, will Beck damit stärker bewerben. »Sie ist noch nicht so bekannt«, sagt Marie Höfler, Leiterin Ausbildung und Personalentwicklung der Ludwig Beck AG. »Wir erwarten uns einen Aufschwung für die Abteilung, indem wir jungen Leuten einen Preisnachlass gewähren.«

Laut Höfler ist das direkt nach dem Start der AzubiCard-Rabatte im Herbst 2019 auch gut gelungen – bis Corona den Einzelhändlern generell das Leben schwer machte. Dass es sich bei der AzubiCard um ein wirksames Werbeinstrument handelt, bleibt trotz der Einschränkungen in der Pandemie unbenommen. »Auch in diesen Zeiten ist die AzubiCard für Unternehmen ein Top-Marketing-Instrument – es ist kostenfrei und erreicht eine geschlossene und große Zielgruppe deutschlandweit«, sagt Carolin Bürger, Teamleiterin Bildungsberatung bei der IHK für München und Oberbayern.

25 IHKs und mehrere Handwerkskammern dabei

Die Statistik bestätigt das: So ist die Zahl der Partnerfirmen, also jener Unternehmen, die den Karteninhabern Rabatte gewähren, in Bayern auf 630 gestiegen, allein in Oberbayern sind es 100. Deutschlandweit haben laut Bürger seit der Einführung schon mehr als 350.000 Azubis eine Karte erhalten, fast 61.000 davon im IHK-Bezirk Oberbayern. Zum Ausbildungsstart 2020/2021 wurden in Oberbayern 16.000 Karten neu verschickt. Die Plastikkarte im Scheckkartenformat, die 2018 von der IHK Trier eingeführt und 2019 unter anderem von der IHK für München und Oberbayern übernommen wurde, wird mittlerweile deutschlandweit von 25 IHKs und mehreren Handwerkskammern an die Azubis ausgegeben. Sie ermöglicht es jungen Leuten in der Ausbildung, vergünstigte Angebote der Partnerbetriebe zu nutzen. Die IHKs senden die Karte jedem Azubi automatisch zu.

Mehr zielgruppengerechte Aufmerksamkeit

Auch Firmen können ohne großen Aufwand von den Vorteilen der AzubiCard profitieren und sich als Partnerfirma engagieren (s. Kasten rechts). Im Gegenzug für die Gewährung der Rabatte erhalten die Betriebe die Chance, ohne Streuverluste zu werben. Sie können zusätzliche Umsätze generieren und junge Kunden ans Unternehmen binden.

Und vor allem: Sie erhalten Aufmerksamkeit. »Wir werden wahrgenommen«, bestätigt Markus Wiesböck, Inhaber mehrerer Firmen in Oberbayern, unter anderem der Kultschlafsack GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Bad Feilnbach entwickelt und vertreibt unter der Marke Grüezi bag hochwertige Schlafsäcke ab 100 Euro. Normalerweise gewährt Grüezi bag keine Rabatte, »denn wir sind immer ausverkauft«, sagt der Chef. Bei den Auszubildenden macht das Unternehmen aber seit drei Jahren eine Ausnahme und gibt zehn Prozent Nachlass. »Ich war ja selbst mal Azubi«, sagt Wiesböck. »Mein Herz schlägt für Azubis.« Aus diesem Grund engagiert er sich auch als Prüfer bei der IHK für München und Oberbayern und beschäftigt mehrere Lehrlinge in seinen Unternehmen.

Im Spätsommer wird auch bei Grüezi bag erstmals ein Auszubildender anfangen. »Die AzubiCard ist eine gute Idee«, so Wiesböcks Fazit. Er freut sich, dass sie angenommen wird. Auch die Zykluscomputer der M.I.S.S. GmbH sind tendenziell hochpreisig und werden laut Prokurist Christian Solbach daher verstärkt von einer etwas älteren Zielgruppe nachgefragt. Doch Anfang 2020 hat sich das Unternehmen entschlossen, »es auch jüngeren Frauen leichter zu machen, unsere Produkte zu kaufen«. Durch die Zusendung eines Fotos der AzubiCard bekommen sie 20 Prozent Nachlass auf das gesamte Sortiment. »Mit geringem Einsatz und wenig Aufwand erhalten wir deutschlandweit Aufmerksamkeit«, resümiert er. Solbach: »Von mehreren Azubis haben wir bereits Dankmails erhalten.«

IHK-Service: Jetzt Partner der Azubicard werden

Unternehmen können Partner werden und Azubis ihre Angebote kostenlos unter www.azubicard.de präsentieren. Dazu füllen Firmen das Antragsformular auf www.azubicard.de/oberbayern aus. Nach einer Prüfung stellt die IHK für München und Oberbayern das Angebot online. Die Unternehmen erhalten eine schriftliche Bestätigung.

Die Azubis erfahren auf der Website und über die Social-Media-Kanäle der IHKs von den bestehenden Vergünstigungen.

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