Klimaschutz | Betrieb + Praxis
Herausforderung: Daten erfassen
Viele verschiedene Beteiligte und kaum standardisierte Prozesse: Die Bavaria Film Gruppe setzt Software-Tools und künstliche Intelligenz ein, um die CSRD zu bewältigen.
IHK-Magazin 07-08/2024
Die Bavaria Film Gruppe in München steckt mitten in den Vorbereitungen. „Wir berichten 2025 für 2024 und kommen gut voran“, betont Tobias Wolf, Nachhaltigkeitsmanager beim Tochterunternehmen Bavaria Fiction GmbH und verantwortlich für den gruppenweiten CSRD-Prozess. „Wir sehen aber auch noch einige Herausforderungen.“ (Siehe auch Artikel „Hilfe zur Selbsthilfe“)
Die Bavaria Film Gruppe ist mit ihren Tochterunternehmen im Kerngeschäft in der Entwicklung, Produktion und Verwertung von Bewegtbildinhalten tätig und betreibt eine Mischimmobilie für Studio- und Bürozwecke. „Diese heterogene Aufstellung macht auch die Berichterstattung komplexer“, erklärt Wolf.
Vorreiter in der Branche
Seit 2012 steht Nachhaltigkeit bei der Bavaria Film Gruppe mit im Drehbuch. „Wir gehören damit zu den First Movern unserer Branche“, sagt der Manager, „darauf sind wir stolz.“ Zur Umsetzung der Nachhaltigkeit gibt es in jeder Tochtergesellschaft einen Umweltverantwortlichen, „mittlerweile ziehen übergreifend alle Mitarbeitenden, alle Sets begeistert mit.“
So konnte über Maßnahmen wie den Einsatz von Geothermie, Photovoltaik, Ökostrom, E-Mobilität, die Wiederverwertung von Kostümen und Baumaterial oder Veggie-Days beim Catering der CO2-Fußabdruck des Unternehmens kontinuierlich verringert werden, am Standort in Geiselgasteig sogar um 98 Prozent. Aktuell führt die Tochter Bavaria Fiction die Umweltmanagementsysteme EMAS und ISO 14001 ein – „deren Learnings wir dann auf das ganze Unternehmen übertragen wollen“, sagt der Nachhaltigkeitsmanager.
Grüner Drehpass für die „Rosenheim Cops“
Zugleich unterstützt die Bavaria Film seit 2012 diverse Brancheninitiativen und -labels zur Nachhaltigkeit. Den Anfang machten das Ökoprofit-Siegel und der Grüne Drehpass für die beiden TV-Serien „Sturm der Liebe“ und „Rosenheim Cops“. „2022 hat sich die Filmbranche dann mit den ökologischen Standards einen eigenen umfassenden Verhaltenskodex gegeben, den wir mitentwickelt haben, auf den wir uns verpflichtet haben und nach dem wir bereits berichten“, so Wolf. Er betrifft Energie, Transport, Unterkunft, Verpflegung und Materialeinsatz.
Eigenes CSRD-Projektteam
Zur Vorbereitung der CSRD gründete die Bavaria Film ein zusätzliches, unternehmensweites Projektteam, das auch die Finanz-, Rechts- und Personalabteilung einbindet. Auch für die Bavaria sind die Wesentlichkeitsanalyse, der Stakeholderdialog und die Wertschöpfungskette zentrale Themen.
Für die Wesentlichkeitsanalyse holte sie den Wirtschaftsprüfer ins Boot. Beim Stakeholderdialog und der Wertschöpfungskette überträgt sie Maßnahmen, die bereits für das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz entwickelt wurden – etwa Verhaltenskodizes für Zulieferer.
Mit KI die Datenkomplexität beherrschen
Die vielleicht größte Herausforderung ist die Datenerfassung: „In der kreativen Filmbranche haben wir es mit wechselnden Locations im In- und Ausland, immer neuen Teams, Zulieferern und Partnern, längeren oder kürzeren Transportwegen zu tun“, erklärt der Nachhaltigkeitsmanager. Es gebe kaum standardisierte Prozesse. „Um hier alles Wesentliche zu bestimmen und dann en détail zu erfassen, setzen wir verschiedene Softwaretools und künstliche Intelligenz ein.“
„CSRD bringt uns voran“
Wolfs vorläufige Bilanz: „Nur wenn wir die Daten haben, können wir auch weitere Nachhaltigkeitspotenziale erkennen und steuern – die CSRD bringt uns dabei voran. Es ist Aufwand, aber es lohnt sich.“