Klimaschutz | Standortpolitik

Zwischen E-Bike und „Workation“

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Im Trend – mit dem eigenen (E-)Bike unbekannte Region erkunden

Oberbayerns Gastgewerbe und Freizeitwirtschaft erschließen sich neue Zielgruppen. Vor allem naturnahe und nachhaltige Angebote werden immer stärker nachgefragt.

Von Ulrich Pfaffenberger, 06/2024

Seit 2 Jahren betreibt Günter Glaß mit seiner Familie die „Alte Zollstation“ in Pittenhart. Was ihm in dieser Zeit besonders aufgefallen ist: „So gut wie alle Gäste haben ihr eigenes Fahrrad dabei, wenn sie hier Urlaub machen.“ Sie bewegen sich dabei auf traditionellen wie modernen Wegen, suchen sportliche Herausforderungen genauso wie Genuss.

Das Hauptgebäude der „Alten Zollstation“ stammt aus dem 14. Jahrhundert, Reisende auf der „Güldenen Salzstraße“ kamen hier entlang. Heute liegt der Ort an einer von 155 Radrouten, die der Tourismusverband Oberbayern München (TOM) online präsentiert – und damit eine wachsende Zahl von Urlaubern begeistert. Denn dank der E-Bikes sind die Themen Alter und Kondition nachrangig geworden.

Urlaub in der Heimat im Trend

Reisen im Inland und naturnahe, nachhaltige Angebote erleben seit der Coronakrise einen Nachfrage-Boom.  Auch die Veranstalter der Urlaubs- und Freizeitmesse f.r.ee in München orientierten sich an diesem inzwischen unübersehbaren Trend. Mit Oberbayern wählten sie dieses Jahr erstmals kein Reiseziel im Ausland als Partnerland.

Der hat dementsprechend auf Angebotsseite ebenfalls zu Veränderungen und Neuerungen geführt. Oswald Pehel, Geschäftsführer TOM: „Wir haben die Zeit der Pandemie genutzt, um neue Produkte zu entwickeln und bieten zahlreiche neue Anreize für einen Urlaub in Oberbayern.“ Die Lockmittel werden vorwiegend digital gestreut – allen voran die „GeHEIMATorte“. Zu diesen weniger bekannten Ausflugszielen weisen noch Einheimische den Weg, und sie sind alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln und damit nachhaltig erreichbar. Oder auch die „Wasser-Radlwege“. Auch sie führen in beziehungsweise durch weniger prominente Regionen in Oberbayern und erschließen somit das Klientel jener, „die eigentlich schon alles gesehen haben“, erklärt Pehel.

Digitalisierung und Besucherlenkung

Diesen Schwung aufzunehmen und für die Transformation des oberbayerischen Tourismus zu nutzen, sei nun Aufgabe aller Betriebe und Regionen: Die Tourismusgebiete zu digitalisieren und die Besucher zu lenken sind wichtige Herausforderungen, so Pehel. „Der Tourismus ist auch der Gestalter attraktiver Räume in Oberbayern, diesen Auftrag müssen und wollen wir sehr ernst nehmen.“

Eine zusätzliche Chance für eine Neuausrichtung vor allem von Unterkunftsbetrieben ergibt sich aus Trends wie „New Work“ und der zunehmenden Verpflichtung von Unternehmen, ihr Umweltengagement zu bilanzieren.

Arbeiten in Urlaubsatmosphäre

„Workation“ heißt das Schlagwort, das „work“ und „vacation“ miteinander verbindet – also Arbeiten in einem erholsamen Umfeld. Zielgruppe einer entsprechenden Initiative, an der sich auch TOM in Sinn seiner Mitglieder beteiligt, sind unter anderem digitale Nomaden. Neben diesen flexiblen Berufstätigen, die ortsunabhängig arbeiten können, wendet sich das Angebot vor allem an Projektteams, die für Workshops und Brainstorming-Sessions abseits des Büros zusammenkommen sowie an Work-Life-Balance-Suchende, also Personen, die einen Ausgleich zwischen Beruf und Privatleben anstreben.

Martin Schulze, Direktionsassistent im Schlossgut Oberambach, sieht angesichts dieses Wandels für Tagungshotels eine gute Chance, sich am Markt zu profilieren: „Wir merken, dass gerade große Firmen während einer Tagung mittlerweile mehr Wert darauf legen, Schulungszeit und Freizeitprogramm zu mischen. Schließlich erzeugen neue Reize und Flexibilität mehr Entspannung sowie vor allem Kreativität und Motivation.“

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