Mobilität | Standortpolitik

Impulse zur Vernetzung

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Nachhaltige Mobilitätslösungen sind gut für die Umwelt und stärken die Wirtschaft. Verschiedene Verkehrsträger werden künftig enger verknüpft sein.

Josef Stelzer, Ausgabe 07/2021

Die Mobilität der Zukunft soll ökologisch und klimaschonend sein, aber auch wirtschaftlich und innovativ. Welche Verkehrsträger oder Technologien spielen dabei eine Rolle? Welche Konzepte sind zukunftsweisend?

Das Spektrum denkbarer Lösungen reicht von alternativen Antrieben über eine digitalisierte Verkehrstechnik bis hin zu Kleinflugzeugen, die Passagiere von der Münchner Innenstadt zum Flughafen transportieren. Einen Vorgeschmack darauf bietet die IAA Mobility, die vom 7. bis 12. September 2021 in München stattfindet.

Die Messe soll ein Schaufenster für Neuerungen und wegweisende Ideen rund um das Thema Mobilität sein. Simon Herzog (37), Projektmanager am Digital Hub Mobility, dem Gründungs- und Innovationszentrum der UnternehmerTUM GmbH an der TU München, freut sich auf die IAA. »Dass die Veranstaltung in München stattfindet, ist eine großartige Sache, zumal wichtige Impulse für neue Mobilitätsformen und deren Umsetzung in der Praxis gegeben werden.« Dass sich die IAA-Organisatoren für den Digital Hub Mobility als fachlichen Partner für die internationale Start-up-Auswahl entschieden haben, freut ihn besonders. Damit könne UnternehmerTUM einen Beitrag zum Gelingen der neuen IAA leisten, so Herzog.

Zugang zu internationaler Messe für Start-ups

Die Auswahlkriterien: Start-ups müssen eigenständig und im Mobilitätsbereich tätig sein, etwa in der Automobil- und Zulieferbranche, in der Luftfahrtindustrie oder im Fahrradsektor. »Angesprochen sind Gründerinnen und Gründer, deren Unternehmen nicht älter als etwa fünf Jahre sind«, unterstreicht der Projektmanager. In einer IAA-Start-up-Area können sie sich einem internationalen Fachpublikum präsentieren und Kontakte zu potenziellen Partnern oder Auftraggebern knüpfen.

Weiterlesen: »Neustart in Bayern« - Vorschau zur Messe IAA Mobility

Fokus auch auf gewerblichem Verkehr

Derzeit tüftelt außerdem das im Januar 2021 ins Leben gerufene Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München an einer Gesamtstrategie für die Mobilität in der Stadt. Dazu gehören der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mit der Planung von neuen U-Bahn- und Tramprojekten, eine moderne Fahrradinfrastruktur, Parkraum- und Sharing-Angebote sowie neue Technologien, etwa zum autonomen Fahren. Ziel ist eine Verringerung des Kfz-Verkehrs in der Innenstadt. Dadurch soll gerade auch der gewerbliche Verkehr schneller und möglichst ohne Staus vorankommen.

Die Wirtschaft entwickelt ebenfalls neue Mobilitätskonzepte, nicht nur für das Stadtgebiet, sondern für den Großraum München insgesamt. Aus Sicht der IHK für München und Oberbayern ist eine Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Stadt und Region erforderlich, um Verkehrsprobleme nachhaltig zu lösen. Thomas Becker (55), Leiter Nachhaltigkeit Mobilität der BMW Group in München, ergänzt: »Eine engere Kooperation von Wirtschaft, Stadt und Freistaat Bayern kann überaus hilfreich sein, um ein digitales, zukunftsweisendes Verkehrsmanagement auf den Weg zu bringen.« Davon könnten alle Beteiligten profitieren. »München kann es besser«, ist Becker überzeugt.

Gemeinsames Ziel: besserer Verkehrsfluss

Das Projekt »Testfeld München – Pilotversuch Urbaner automatisierter Straßenverkehr«, kurz TEMPUS, hilft bei der Entwicklung von Mobilitätskonzepten und kann so einen Beitrag leisten, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen sowie den Verkehrsfluss zu verbessern. Unter Federführung des Mobilitätsreferats beteiligt sich rund ein Dutzend Projektpartner aus Verwaltung, Forschung, Wirtschaft und Industrie an TEMPUS. Im Zuge des Projekts, das am 19. März 2021 startete, wird im Münchner Norden die Verkehrsinfrastruktur mit intelligenter Straßenverkehrstechnik und »kommunizierenden« Ampelanlagen modernisiert.

Eine Art Musterkreuzung im Münchner Norden

An einer Art Musterkreuzung ist ein virtueller Abbiegeassistent für Autofahrer vorgesehen, eine Ampelprognose-Funktion im Fahrzeug signalisiert den Umschaltzeitpunkt an der nächsten Kreuzung. Die Resultate und Erfahrungen aus dem TEMPUS-Projekt sollen zudem Hinweise liefern, wie man künftig die technischen Rahmenbedingungen für selbstfahrende Fahrzeuge gestalten könnte, die ohne Fahrer unterwegs sein werden.

Im Großraum München muss ein berechenbares, dauerhaft verfügbares Verkehrsangebot gewährleistet bleiben, so das Ziel. Allerdings resultieren aus der hohen Auslastung der Straßennetze bereits heute Zeitverluste für den Wirtschaftsverkehr mit Staus und Parkplatzsuche sowie ein erhöhter Kraftstoffverbrauch. Hinzu kommen Luft- und Lärmbelastungen. Ein Ausbau der Kapazitäten im öffentlichen Personennahverkehr sowie der Straßenverkehrsinfrastruktur erscheint letztlich unumgänglich – wo es sinnvoll und räumlich möglich ist.

Denkfabrik, Entwicklungszentrum und Praxis-Campus

Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) initiierte Deutsche Zentrum Mobilität der Zukunft (DZM), München, soll wichtige Impulse für die Verkehrsgestaltung liefern. Das neue DZM dient als Denkfabrik, Entwicklungszentrum und Praxis-Campus für die Umsetzung von innovativen Technologien sowie Lösungsansätzen. Geplant ist, dass bundesweit vier Standorte mit der Münchner Zentrale verknüpft werden. Für die Jahre 2021 bis 2024 stehen insgesamt fast 323 Millionen Euro für das DZM-Vorhaben bereit.

Kleinflugzeuge als Option zur Entlastung von Ballungszentren

Bei der Entlastung der Straßennetze in Ballungsgebieten könnten in Zukunft auch Kleinflugzeuge eine Rolle spielen, wie sie unter anderem die Lilium GmbH aus Wessling plant. Vorgesehen ist, dass Kleinflugzeuge könnten in Zukunft Straßennetze in Ballungsgebieten entlasten die Flughäfen München und Nürnberg in den nächsten Jahren zu Knotenpunkten eines Netzwerks regionaler Verbindungen für emissionsfrei fliegende Lufttaxis werden. Die Macher halten eine Reichweite von 250 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von 280 Kilometern pro Stunde für möglich.

Bis 2025 wird nach Plänen von Geschäftsführer Daniel Wiegand (36) das Unternehmen in ausgewählten Städten und Regionen einen Airline-Service für seine senkrecht startenden und landenden Flieger aufbauen. Wiegand verspricht: »Natürlich setzen wir alles daran, unser vollelektrisches, ultraleises Airline-Angebot an unseren Heimatstandort Bayern zu bringen, um damit München und Nürnberg mit benachbarten Städten oder Regionen noch enger zu vernetzen.«

IHK-Service: Bausteine einer künftigen Mobilität
  • Onlineplattformen: Mittels Digitalisierung lassen sich sämtliche öffentlich verfügbaren Mobilitätsangebote miteinander vernetzen, was die Reiseplanung von Tür zu Tür erleichtert.
  • Switch Points: Der Ausbau der Verkehrsknotenpunkte und vernetzte Angebote sollen den flexiblen Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln ermöglichen.
  • Verkehrsleitsysteme und dynamische Verkehrszeichen: Mit ihnen lässt sich der Straßenverkehr je nach der aktuellen Verkehrssituation beeinflussen und steuern. Elektroautos: Batteriebetriebene Fahrzeuge fahren emissionsfrei, klimaschonend und leise.
  • Wasserstoff: Wasserstoff ist eine CO2-freie Alternative zu Diesel und Benzin. In Verbindung mit Brennstoffzellen und Elektroantrieben wird mit ihm der Gütertransport sowohl auf der Straße als auch per Bahn lokal emissionsfrei und klimaschonend. Gleiches gilt für den Luftverkehr.
  • Synthetische Kraftstoffe: Im Vergleich zu Benzin, Diesel oder Kerosin fällt der Schadstoffausstoß bei Verwendung von synthetischen Kraftstoffen geringer aus. Künstlich hergestellter Treibstoff eignet sich für gängige Verbrennungsmotoren, der Vertrieb der Kraftstoffe kann über das vorhandene Tankstellennetz erfolgen.

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